TOBIAS WULF
15. Schlossgespräch am 25.04.2018 – Tobias Wulf
Thema: „Stil und Haltung“
Die Heidelberger Schlossgespräche sind inzwischen so etwas wie die Champions League der Architekturvorträge. Dafür spricht nach den Worten von Moderator Wolfgang Riehle die Tatsache, dass es gelingt, zeitgleich zum Fußballspiel Bayern-München – Real-Madrid den Königsaal des Heidelberger Schlosses mit architekturaffinem Publikum zu füllen. Der Hausherr und Mitinitiator der Reihe Bernd Müller (Vermögen und Bau Baden-Württemberg) konnte in diesem Zusammenhang berichten, dass eine Ausstellung über die bisherigen Veranstaltungen selbst in Santiago de Chile auf großes Interesse gestoßen war. Entsprechend neugierig war man auf den Verlauf des Abends und den Vortrag des Stuttgarters Tobias Wulf, mit dem die Gesprächsreihe wieder einmal einen „Lokalmatadoren“ zu Gast hatte.
Spätestens mit Heinrich Hübschs 1828 veröffentlichten Schrift „In welchem Stile sollen wir bauen“ endete der gesellschaftliche Konsens. Die Übereinkunft in einem bestimmten Stil zu bauen, machte – so Tobias Wulf – Manierismen oder Attitüden Platz. Zwar gäbe es einen architektonischen Mainstream, doch was entstehe sei austauschbar. Wulf und Partner arbeite dagegen konzeptionell statt kommerziell, klare bauliche Strukturen folgten einer inhaltlichen Logik und der gestalterische Grundgedanke müsse klar formuliert und auf die Spitze getrieben werden. Als Beispiele nannte er vier Grundschulen in modularer Bauweise für die Stadt München, ein Forschungs- und Lehrgebäude der Universität Mannheim mit 311 gleichen Fenstern und dennoch großer Differenziertheit und Wertigkeit (das Mannheimer Schloss habe 2000 identische Fenster, so Wulf). Ein architektonisches Thema kann sich aber auch aus dem Material ergeben, beispielhaft die Verwendung von Lehm als Baumaterial bei der Deutschen Botschaft in Tiflis. Zahlreiche Wettbewerbserfolge belegen, dass es dem Büro gelingt, mit konsequenter Architektursprache immer wieder überzeugend individuelle Lösungen zu entwickeln.