ENRIQUE SOBEJANO

17. Schlossgespräch am 16.05.2019 – Enrique Sobejano

Thema: „Spiegel im Spiegel“

Mit Enrique Sobejano war – wie Moderator Wolfgang Riehle zu Beginn der 17. Heidelberger Schlossgespräche feststellte – ein international tätiger Architekt und ein großer Europäer im wie immer gut besuchten Königssaal des Heidelberger Schlosses zu Gast. Der Spanier studierte in Madrid und New York und sein gemeinsam mit Fuensanta Nieto geführtes Büro „Nieto Sobejano“ hat seinen Sitz in Madrid und Berlin. Dort hat Sobejano auch eine Professur an der Universität der Künste. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen sprechen für die hohe Qualität des Büros. „Architektur und Poesie“, hätte auch das Thema des Abends sein können. 

Sobejano baut Dächer, die zu schweben scheinen, Häuser, die sich perfekt in die Natur einfügen und Umbauten die im ständigen Dialog mit dem historischen Bestand zu stehen scheinen. In Deutschland bekannt wurde „Nieto Sobejano“ durch den 2004 bis 2008 realisierten Umbau und die Erweiterung der Moritzburg in Halle (Saale) zu einem Kunstmuseum. „This other Ruin“ – wie Sobejano das Gebäude mit Blick auf den Schauplatz des Abends bezeichnete. Faszinierend ist der Umgang mit der Ruine, die zumindest augenscheinlich kaum verändert wurde, schwebt doch ein mit Aluminium verkleideter vielfältig gefalteter Dachkörper als einziger, aber äußerst kraftvoller Ausdruck zeitgenössischer Architektur quasi schwebelos über den alten Mauern. Beim San Telmo Museum in San Sebastian galt es, eine Lücke zwischen Stadt und Landschaft auszufüllen. Das Bauwerk wirkt wie eine bewohnte Wand. Das Madinat al Zahra Museum in Córdoba zeigt die Artefakte einer wieder entdeckten Stadt des 9. Jahrhundert und ist durch die Lage unterhalb der Geländeoberfläche selbst mehr Archäologie als Architektur.  

Manche Häuser des Büros Nieto Sobejano wirken fast wie gebaute Zitate. Das Montblanc Haus in Hamburg kommt selbst wie eine Schmuckschatulle für einen luxuriösen Füller daher. Am poetischsten gelingt dies aber beim neuen Arvo Pärt Zentrum in Estland welches die Musik des großen Estnischen Komponisten in gebaute Architektur übersetzt. 

Sowohl Andrea Jürges, stellvertretende Direktorin des Deutschen Architekturmuseums als auch Prof. Stefan Engelsmann, Präsident der Baden-Württembergischen Ingenieurkammer würdigten die einfühlsame Architektur aber auch den konstruktiven Mut des Büros Nieto Sobejano. Dieser wies im Gespräch darauf hin, dass seine Bauten in der Regel aus gewonnenen Architekturwettbewerben hervor gehen; Versuche, konventionelle Investoren von seinen konzeptionellen Ideen zu überzeugen waren in der Regel erfolglos. So wurde der Abend – wie Moderator Wolfgang Riehle auch abschließend bemerkte – nicht nur zu einem eindrucksvollen Plädoyer für mehr Poesie in der Architektur, sondern auch zur Werbung für den Architekturwettbewerb.