ANDREA GEBHARDT

„Kann die Transformation gelingen?

Weg vom Hochbau hin zur „grün-blauen Infrastruktur“, hieß es bei den 22. Heidelberger Schlossgesprächen. Nachdem der Fokus in den letzten Vorträgen von Werner Sobek und Matthias Sauerbruch auf dem Bereich des nachhaltigen Bauens lag, war folgerichtig erstmals eine Landschaftsarchitektin als Hauptrednerin einzuladen. Nicht irgendeine, sondern die „First Lady“ des Berufsstands, die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer Andrea Gebhard – eine streitbare Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin, so der Moderator Wolfgang Riehle.

„Kann die Transformation gelingen?“, lautete der Titel ihres Vortrags, ein Novum für die Schlossgespräche, denn es war kein Werkbericht, sondern ein Parforceritt durch Chancen und Möglichkeiten einer sich wandelnden Architekturhaltung. Sie stellte die Frage nach der Lebensqualität unserer Städte und ob das Ideal vom großen Auto und Einfamilienhaus noch zeitgemäß sei. „Wir brauchen positive Bilder, architecture that tells a story“, forderte Gebhard und nannte als Vorbild Kopenhagen. Die Pläne lägen auf dem Tisch, die Instrumente zur Lösung unserer Wachstumsprobleme seien bekannt. Was fehle sei ein Kataster der Potenziale. 

Die anschließende Gesprächsrunde mit Philip Haggeney, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner bei RMP Stephan Lenzen, und Prof. Dr. Ferdinand Ludwig, der die Professur für Green Technologies in Landscape Architecture an der TU München innehat, zeigte weitere Potenziale der Transformation auf: Das Feld der Baubotanik, bei der Pflanze und Haus verschmelzen, sowie essbare Spalierobstbegrünungen von Fassaden sind nur einige der Aspekte, die zur Sprache kamen. Rasch landete das Gespräch wieder bei den bürokratischen Hindernissen, die auch in der Landschaftsarchitektur neue Ansätze erschweren oder verhindern. 

Normen und Vorschriften müssten zugunsten neuer Wege überdacht werden. „Erprobte Dinge haben uns in den Schlamassel gebracht, in dem wir sind“, formulierte es Ferdinand Ludwig plakativ. Beispielsweise die Vorschrift, sogenannte heimische Pflanzen zu verwenden, obwohl diese am Klimawandels scheitern, so Philip Haggeney, Architekt der Mannheimer Bundesgartenschau. Die Gesprächsrunde formulierte ein eindeutiges Plädoyer für das Experiment und für den Mut zur Fehlerkultur. So könne die Transformation gelingen mit dem Ziel, gesunde Lebensräume zu erschaffen und zu gestalten.

Schlossgespräche 22, Andrea Gebhardt, 07.11.2023