FLORIAN NAGLER

„Minimaler Standard, maximale Qualität

Vielleicht muss man, wie Florian Nagler, in einem kleinen Bauerndorf aufgewachsen sein, um aus der frühen Faszination für alte bäuerliche Bauten einen besonderen Zugang zum einfachen Bauen zu entwickeln. „einfach (um)bauen“ lautete das Thema der 23. Heidelberger Schlossgespräche am 6. März: Transformation beschäftigt die Fachwelt ebenso wie die teils restriktiven Bauvorschriften.

Zweifel und Schlüsselerlebnisse waren für Nagler prägend. Bei einem Reisecontainer mit einem absoluten Minimum an Standard konnte ein Maximum an Wohnqualität erzielt werden. Oder das Projekt Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf, als „Plusenergieschule“ mit dem „Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2016“ ausgezeichnet. Und eine 400 Quadratmeter große Lüftungszentrale, deren technische Einregelung allein drei Jahre benötigte und sowohl Planer als auch Nutzer letztlich vollkommen überforderte. Ist das die Zukunft des Bauens? Florian Nagler suchte Antworten und Alternativen. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Thomas Auer von Transsolar konnte dann auch belegt werden, dass 95 Prozent der untersuchten Schulen nicht wie geplant funktionieren. Stichwort: „performance gap“.

Aus diesen Überlegungen entstand dann das bekannte Forschungsprojekt „einfach Bauen“ in Bad Aibling: Drei in Form, Volumen und Inhalt identische Häuser in unterschiedlichen und jeweils monolithischen Konstruktionen: Ein Gebäude in Holz, eins in Dämmbeton und eins in hochdämmenden Ziegeln, jeweils handwerklich gefügt, ohne Hilfsstoffe und materialfremde Sonderteile, unter konsequenter Trennung von Gebäude und Techniksystemen. Im Jahr 2022 gab es dafür ebenfalls den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, diesmal für ein Projekt das fundierte Antworten zum einfachen und nachhaltigen Bauen gegeben hat.

Florian Nagler Fazit: Künftig soll jedes Projekt nach den Prinzipien des einfachen Bauens geplant werden – z.B. Holz-Lehm-Hybridbauweise sowie kompletter Verzicht auf Zement.

Die anschließende Diskussion mit Andrea Georgi Thomas von der EE Concept GmbH und Kerstin Müller, die sich beim Baseler Büro in situ mit dem Bauen mit recycelten Baustoffen beschäftigt, stellte unter anderem die Frage nach der Wirtschaftlichkeit des einfachen Bauens. „Spart Weglassen auch Geld“? Dies konnten alle bestätigen. Vor allem der Verzicht auf aufwändige Technik senkt die Investitionskosten für Gebäude, die dann auch überaus langlebig und robust sind.

Schlossgespräche 23,
Stephan Weber